Wie wird ein Papst gewählt: die Rolle des Konklaves und die Geheimnisse des Ritus

Wie wird ein Papst gewählt: die Rolle des Konklaves und die Geheimnisse des Ritus

Wie ein Papst gewählt wird. Geschichte, Tradition und Geheimnis eines alten Ritus: das Konklave

Wenn der Papstthron vakant wird, bereitet sich die katholische Kirche auf einen ihrer feierlichsten und geheimnisvollsten Momente vor. Es ist, als würde sich die Zeit selbst verlangsamen, in Erwartung eines Ereignisses, das seine Wurzeln in einer zweitausendjährigen Geschichte hat. Die Wahl eines neuen Papstes ist nicht nur ein Ritual, sondern eine spirituelle Pilgerreise, die Jahrhunderte, Völker und Kulturen umspannt und auch im Wandel der Zeiten ihrem Wesen treu bleibt. Aber wie wählt man einen Papst?

Niemals ist das Konklave so emotionsgeladen wie in diesen Tagen nach dem kürzlichen Tod von Papst Franziskus, dem Papst, der „vom Ende der Welt“ kam und die Herzen der Gläubigen mit der entwaffnenden Einfachheit seiner Gesten und der milden Kraft seiner Worte zu gewinnen wusste. Der Petersplatz ist in Stille und Gebet gehüllt, während sich die Kardinäle versammeln, um im Gebet und in der Reflexion zu entscheiden, wer die Kirche in einer Zeit der globalen Herausforderungen und der neuen Hoffnung führen wird.

Die Wahl des Papstes war nie ein einfacher Verwaltungsakt: Sie ist eine Reise in die Tiefen des Glaubens, eine Reise, die Bilder von mit Kerzen beleuchteten Kathedralen, von gefalteten Händen und zitternden Herzen hervorruft. Doch wie läuft dieser ebenso alte wie lebendige Ritus im Einzelnen ab? Am 7. Mai wird das Konklave zur Wahl des Nachfolgers von Franziskus offiziell eröffnet.

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Wer wählt den Papst?

Wenn der Nachfolger Petri seinen irdischen Thron verlässt, öffnet sich im Herzen des Christentums eine schwebende Zeit, die von einem ebenso seltenen wie feierlichen Ritual beherrscht wird: dem Konklave. Ein uraltes, geheimnisumwittertes und feierliches Ereignis, das sich jedes Mal erneuert, wenn die Kardinäle in Gebet und Reflexion zusammenkommen, um den neuen Papst zu wählen.

Das Wort „Konklave“ leitet sich vom lateinischen cum clave ab, „mit einem Schlüssel“, was auf die Klausur hinweist, in der die Kardinäle bis zur Wahl des neuen Papstes eingeschlossen sind. Dieser Brauch hat seinen Ursprung im Jahr 1270 in Viterbo, als das Volk nach mehr als einem Jahr ergebnisloser Diskussionen beschloss, die Kardinäle einzusperren, um die Wahl zu beschleunigen. Seitdem versammeln sich die Kardinäle in der Abgeschiedenheit, heute im Domus Sanctae Marthae, um im feierlichen Rahmen der Sixtinischen Kapelle, unter den Fresken Michelangelos, den neuen Papst zu wählen.

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Im Mittelpunkt des Wahlprozesses steht das Kardinalskollegium, die Versammlung der so genannten „Kirchenfürsten“. Doch das war nicht immer so. In den ersten Jahrhunderten wurde der Bischof von Rom vom örtlichen Klerus und in einigen Phasen sogar vom Volk gewählt, eine gemeinschaftliche Dimension, die das junge Alter der Kirche widerspiegelt. Erst 1059, mit dem von Papst Nikolaus II. erlassenen Dekret In nomine Domini, wurde die Wahl des Papstes ausschließlich den Kardinälen vorbehalten.

Heute wählen die Mitglieder des Kardinalskollegiums, die zum Zeitpunkt der Eröffnung der Sedisvakanz noch nicht 80 Jahre alt sind, den Papst. Eine bewusste Entscheidung, um Klarheit, Vitalität und Weitblick zu gewährleisten. Diese Regel, die 1970 von Paul VI. eingeführt und von Johannes Paul II. bestätigt wurde, entspringt dem Wunsch, die Älteren nicht mit der lästigen Verantwortung zu belasten, denjenigen zu wählen, der die Herde Christi in der neuen Zeit zu führen hat. Kardinäle, die älter als 80 Jahre sind, sind jedoch nicht völlig ausgeschlossen: Sie können an den Vorbereitungskongregationen teilnehmen und ihre Erfahrung und Weisheit einbringen.

Die Höchstzahl der Kardinalwahlen ist auf 120 festgelegt, doch wird diese Schwelle nicht selten überschritten. Noch bedeutsamer ist das Gesicht, das das Kardinalskollegium im Laufe der letzten Jahrzehnte angenommen hat: Von einer vorwiegend italienischen und europäischen Versammlung hat es sich zu einem treuen Spiegel der universalen Katholizität gewandelt. Afrika, Asien und Lateinamerika sind nun stark vertreten, ein greifbares Zeichen einer Kirche, die sich bis an die Grenzen der Welt ausbreitet.

Wenn man sich jedoch fragt, wer gewählt werden kann, ist die Antwort überraschend. Es ist nicht notwendig, Kardinal zu sein. Auch kein Bischof. Theoretisch auch kein Priester. Es reicht aus, ein im katholischen Glauben getaufter und zölibatärer Mann zu sein. Wenn er nicht bereits Bischof ist, muss der Gewählte die Bischofsweihe empfangen, bevor er das Papstamt übernehmen kann. Doch die Geschichte mit ihrer Anziehungskraft hat anders entschieden: Seit 1378 wurden alle Päpste aus den Reihen der Kardinäle gewählt. Der letzte Nichtkardinal war Urban V. im Jahr 1362; der letzte Nichtkardinal war Leo X. im Jahr 1513, der die Weihe erst nach seiner Wahl erhielt. Seitdem hat die Praxis die Theorie abgelöst, aber die Möglichkeit bleibt bestehen, wie ein offenes Fenster zur Unvorhersehbarkeit des Geistes.

Die Regeln des Konklave

Das Konklave beginnt nie plötzlich. Es gibt eine Erwartung, die die Seelen und Gesten vorbereitet. Nach dem Tod des Papstes oder seinem Rücktritt versammelt sich die Kirche in Trauer und Gebet. Es werden Trauerfeiern abgehalten, man hört die Stille der Novendiali, dieser neun Tage, die dem Gedenken und dem Abschied, aber auch der Befragung des Geistes gewidmet sind. In dieser Pause voller Vorzeichen empfängt Rom Kardinäle aus allen Teilen der Welt. Frühestens am fünfzehnten und spätestens am zwanzigsten Tag wird das Konklave offiziell eröffnet.

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Im Herzen des Petersdoms wird die Messe Pro eligendo Pontifice gefeiert. Es ist der letzte Moment, in dem die Kardinäle noch unter den Menschen sind, bevor sich die Welt hinter den geschnitzten Türen der Sixtinischen Kapelle schließt. Am Nachmittag marschieren sie zu den alten Klängen des Veni Creator Spiritus in einer Prozession aus der Paulinischen Kapelle: Es ist eine Prozession von Tümmlern, aber auch von Gewissen, die sich auf dem Weg zu einer Wahl befinden, die nicht nur der Erde gehört.

In der Sixtinischen Kapelle angekommen, legen alle einen Eid ab. Die Worte sind feierlich, die Atmosphäre verdünnt. Dann spricht der Meister der päpstlichen Zelebrationen das Extra omnes, „alle raus“, und die Türen schließen sich. Von diesem Moment an bleibt das Geschehen in der Kapelle in einem Schweigen verankert, das keine Zeit mehr brechen kann.

Die Kardinäle residieren im Domus Sanctae Marthae, einem Haus, das auf Nüchternheit und Konzentration ausgerichtet ist, weit entfernt von den prunkvollen Räumen der Vergangenheit. Jeglicher Kontakt mit der Außenwelt ist abgeschnitten. Kein Telefon, kein Computer, keine Nachricht kann die Mauern des Konklaves überwinden. Die Räumlichkeiten werden strengstens kontrolliert, jedes Kommunikationsmittel ist verboten, jeder Verstoß wird mit Exkommunikation geahndet. Ärzte, Krankenschwestern, Beichtväter, Techniker, ausnahmslos alle schwören, das Geheimnis zu wahren, als Wächter eines Geheimnisses, das größer ist als sie selbst.

Die Stimmabgabe erfolgt nach einem jahrhundertealten Ritual, das in seiner Essenz unverändert ist. Vier Stimmzettel pro Tag: zwei am Morgen, zwei am Nachmittag. Bei jedem Wahlgang erhält jeder Kardinal einen rechteckigen Stimmzettel. Oben steht die lateinische Formel Eligo in Summum Pontificem, „Ich wähle zum Papst“, während unten der Name des Gewählten in veränderter Handschrift steht, um die Anonymität zu gewährleisten.

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Einer nach dem anderen stehen die Kardinäle auf, entsprechend der Rangordnung. Sie halten die Karte sichtbar zwischen Daumen und Zeigefinger, als alte Geste der Transparenz und Verantwortung. Wenn sie den Altar erreichen, sprechen sie den Eid: Testor Christum Dominum… „Ich rufe Christus, den Herrn, der mich richten wird, als Zeuge an, dass ich demjenigen meine Stimme gebe, der nach meinem Ermessen gewählt werden soll“. Dann legen sie den Stimmzettel auf einen Teller, der angehoben und über die Wahlurne gekippt wird: Erst dann fällt der Stimmzettel in einer Geste, die Gehorsam und Vertrauen zugleich ist.

Wenn alle gewählt haben, beginnt der Wahlgang. Die Stimmzettel werden gemischt, gezählt und einer nach dem anderen vorgelesen. Die Namen, laut ausgesprochen, durchqueren die stille Luft der Sixtinischen Kapelle. Die Wahlhelfer notieren sie, fädeln sie ein, um sie nicht aus den Augen zu verlieren. Schließlich überprüfen die Prüfer jede Zahl, jede Markierung. Es ist eine Mathematik des Geistes, bei der jede Stimme wie ein Korn der Ewigkeit wiegt.

Die erforderliche Mehrheit liegt bei zwei Dritteln: denn ein Papst kann nicht das Ergebnis einer Fraktion sein, sondern der gemeinsame Ausdruck eines Volkes, das vereint hofft und betet. Und wenn der Geist schweigt, beginnt man von neuem. Man wartet ab. Man bleibt beharrlich. Bis ein Name auftaucht, klar, wie ein Licht durch den Nebel. Und dann, nur dann, wird der weiße Rauch vorbereitet.

Der schwarze oder weiße Rauch

Am Ende jedes Wahlgangs werden die Stimmzettel in einem speziellen Ofen verbrannt. Der Rauch, der aus dem Schornstein der Sixtinischen Kapelle aufsteigt, informiert die Welt über das Ergebnis: schwarz, wenn keine Mehrheit erreicht wurde, weiß, wenn ein neuer Papst gewählt wurde. Draußen, auf dem Petersplatz, blicken Tausende von Augen ungeduldig auf den Schornstein der Sixtinischen Kapelle. Von dort steigt das Signal auf, das das Ergebnis jeder Wahl verkündet: schwarzer Rauch, Symbol der Ungewissheit, oder weißer Rauch, Zeichen dafür, dass ein neuer Nachfolger Petri gefunden wurde.

Im Laufe der Jahrhunderte wurden die Techniken zur Erzeugung des Rauchs immer weiter verfeinert. Früher genügte es, die Zettel zu verbrennen, heute sorgen spezielle chemische Mischungen dafür, dass die Farbe unverwechselbar ist. Eine Kombination aus Laktose, Kaliumchlorat und Kolophonium erzeugt den weißen Rauch, während Anthracen und Schwefel für den schwarzen Rauch sorgen. Um mögliche Unklarheiten zu vermeiden, wird das weiße Rauchsignal seit 2005 auch vom festlichen Läuten der Glocken des Petersdoms begleitet.

Die Menge, die sich unter dem Himmel von Rom versammelt hat, hält den Atem an. Jede Rauchwolke wird ängstlich beobachtet, jedes Zögern analysiert, jede Veränderung des Windes als Omen gedeutet. Dann, endlich, bricht das Weiß endgültig durch: Ein Jubelschrei ertönt auf dem Platz, die Glocken lassen ihre festliche Musik erklingen, und die ganze Welt weiß, dass ein neuer Papst gewählt wurde.

Habemus papam

Sobald die erforderliche Mehrheit erreicht ist, tritt der Dekan des Kardinalskollegiums an den Gewählten heran und stellt ihm die rituelle Frage: „Nimmst du deine kirchliche Wahl zum Papst an?“ Nimmt der Kandidat die Wahl an, wird er sofort zum Papst ernannt. Dann wird er gefragt, welchen Namen er anzunehmen wünscht, womit ein neues Kapitel in der Kirchengeschichte aufgeschlagen wird.

Der neue Papst wird dann in den Saal der Tränen geführt, einen kleinen Raum neben der Sixtinischen Kapelle, wo er, von intensiven Gefühlen umhüllt, zum ersten Mal das weiße Gewand trägt, das in drei verschiedenen Größen vorbereitet wurde. In diesem kurzen, intensiven Moment übernimmt er die Verantwortung, eine Milliarde Gläubige rund um den Globus zu führen. Es ist nicht ungewöhnlich, dass die Gesichter in diesem Raum von Tränen zerfurcht werden. Das Gewicht des Petrusamtes zeigt sich auf einmal: die Freude, die Angst, der unermessliche Ruf zu dienen.

Wenn alles bereit ist, wendet sich der Kardinalprotodiakon der Loggia des Segens zu und spricht die Formel, auf die die Welt wartet: „Annuntio vobis gaudium magnum: Habemus Papam!“. Es folgen der Name des neuen Papstes und der Name, den er für sein Amt gewählt hat.

Der neue Papst stellt sich den auf dem Petersplatz versammelten Gläubigen vor, wendet sich mit einem ersten, oft schlichten und demütigen Gruß an sie und erteilt der Stadt und der Welt den Segen Urbi et Orbi. Mit dieser Geste nimmt er öffentlich die ihm anvertraute Mission an: geistlicher Führer, Universalhirte und lebendiges Zeichen für die Kontinuität der katholischen Kirche zu sein.

Mit dem Echo der Glocken, das sich in den Kuppeln und auf den Plätzen ausbreitet, wird ein neues Kapitel in der Geschichte der Kirche aufgeschlagen, das zwischen dem Alten und dem Neuen, zwischen der Treue zur Tradition und den Herausforderungen einer Welt im ständigen Wandel steht.