Der Kult um Erzengel Michael

Der Kult um Erzengel Michael

Der Erzengel Michael ist einer von drei Erzengeln, die vom Christentum anerkannt werden, doch nicht nur das.

Seine Figur ist auch in anderen Religionen wie Judentum und Islam ein Objekt der Anbetung und Verehrung. Tatsächlich wurde er in  all diesen Religionen als der Erzengel schlechthin wahrgenommen noch bevor Gabriel und Raphael es wurden. Sein Name bedeutet „Wer ist wie Gott?“. Seine Symbole waren stets Schwert oder Speer und Harnisch. Micheal ist ein himmlischer Krieger, der Anführer der himmlischen Heerscharen, derjenige, der die Armeen des Paradieses gegen Luzifer und seine Rebellen führte, der sie über die Wolken trieb und sie so in die Hölle fallen ließ.

Für die Muslime war er der Engel, der gemeinsam mit Michael, Muhammad mit dem Koran instruierte, ein verschlossener und schattiger Engel, der niemals lachte. Einige Traditionen, besonders die östlichen, zeigen ihn mit einer Waage in der Hand, mit der er über die Seelen der Toten richtet.

Der Erzengel Michael ist eine sinnbildliche Figur, der überall in der europäischen Geschichte auftaucht. Er war nicht nur Objekt der religiösen Verehrung der Byzantiner  und Langobarden, die ihn mit dem Gott Odin und dessen kriegerischen Tugenden und seiner Größe verglichen. Andere Vergleiche erfolgten mit Herkules, Mitra und Hermes. Sein Kult verbreitete sich nach Osten und Westen, was dazu führte, dass Orte der Anbetung auf einer imaginären, geraden Linie erbaut wurden, die von Irland über England, Frankreich, Italien und Griechenland bis nach Israel reicht. Diese Linie wird „heilige Linie des Erzengels Michael“ genannt.

Er gilt als Parton vieler Städte, Beschützer der jüdischen Menschen, Wächter der katholischen Kirche, Beschützer der Kranken und Sanitäter, der Polizeikräfte, von Polizisten bis zu  Seemännern, von Fallschirmjägern zu Feuerwehrmännern, Radiologen und Lebensmittelhändlern und all jenen, die Waagen benutzen, wie Apotheker, Kuchenbäcker, Händler; von Schwertträgern, Waffenmeistern, von Vergoldern und Herstellern von Wannen.

Es ist definitiv wert, es besser zu wissen.

Die Geschichte von Erzengel Michael

Der Erzengel Michael wird in der Bibel fünf Mal erwähnt, jedes Mal als der Anführer der himmlischen Heerscharen.

Einmal führten er und Luzifer gemeinsam eine göttliche Miliz, als die strahlendsten unter den Engeln, die stärksten, die mutigsten und diejenigen, die am nächsten bei Gott sind.

Offenbarung 12.7-8: 7 Und es erhob sich ein Streit im Himmel: Michael und seine Engel stritten mit dem Drachen; und der Drache stritt und seine Engel, 8 und siegten nicht, auch ward ihre Stätte nicht mehr gefunden im Himmel.

Nach dem Verrat durch Luzifer, nach seiner Rebellion, zerbrach die perfekte Einheit dieser Engel und sie wurden zu erbitterten Feinden. Michael sah den Grund für seine Existenz darin, seinen Bruder zu bekämpfen, ihn aus dem Himmel zu vertreiben, ihn durch die Jahrtausende zu verfolgen und die Menschheit vor seinen Fallstricken und Verführungen zu schützen. Seit dieser Zeit war der Erzengel Michael dafür zuständig, diejenigen zu bestrafen, die gegen Gott aufbegehren, der Stolze, der Verteidiger des Glaubens, der Wahrheit und der Kirche selbst.

Wie bereits gesagt, stammt der Name Michael vom hebräischen Mi-ka-El, was in etwa bedeutet „Wer ist wie Gott?“.

Erzengel kommt aus dem Griechischen und ist in zusammengesetztes Wort aus àrchein (befehlen) und ànghelos (Bote). So sind die Erzengel, insbesondere Michael, dazu an, die anderen Engel anzuführen.

Oft ist der Kult um den Erzengel Michael verbunden mit der Geschichte der Jungfrau Maria. Beide kämpfen gegen den Teufel, beide werden dargestellt, wie sie den Teufel unter ihren Füßen zerquetschen, der in Form einer Schlange oder einer Drachens erscheint. Darüber hinaus sind beide Beschützer der Menschheit gegen die Schmeichelei des Teufels und bewahren Gottes Herde vor dem Bösen. Nach der alten Überlieferung wird es der Erzengel Michael sein, der die Trompete bläst, wenn der Tag des Jüngsten Gerichts gekommen ist.

Der Erzengel Michael wird gemeinsam mit den anderen Erzengeln am 29. September gefeiert.

Erzengel

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Wir haben schon erwähnt, wie sich der Kult um den Erzengel Michael von Osten nach Westen ausbreitete und das die Ausbreitung im Westen hauptsächlich den Langobarden geschuldet ist, die ihn im sechsten Jahrhundert auf ihren Reisen nach Italien aufnahmen. Als Zeichen ihrer Demut errichteten sie viele religiöse Bauten in seinem Namen, so zum Beispiel das Heiligtum des Erzengels Michael auf dem Monte Gargano in Apulien.

Heute befindet sich an dieser Stelle das Dorf Monte Sant’Angelo mit seinem prächtigen Heiligtum, das Michael gewidmet ist. Es wird gesagt, dass der Erzengel einst einem jungen Bogenschützen erschien, der einen wunderschönen, weißen Bullen jagte. Durch die Fürbitte des Erzengels kamen alle Pfeile, die der Schütze auf dem Bullen schoss, wieder zurück zum Jäger, der sich daraufhin zum Christentum bekannte.

Es war Papst Gregor, der die Langobarden dazu brachte, zu konvertieren. Der Dank dafür gebührt hauptsächlich Königin Teodolinda. Die wilden Krieger aus dem Norden mochten Michael sofort und machten ihn zu ihrem Schutzpatron, weil er Odins Talente verkörperte. Dank der Langobarden verteilte sich der Kult um den Erzengel Michael in Norditalien.

Noch heute gibt es Zeichen der Ausbreitung in Pavia, der ehemaligen Hauptstadt des langobardischen Königreiches und in Val di Susa in Piemont, wo die Sacra di San Michele immer noch steht, ein Kloster auf dem Gipfel des Monte Pirchiriano, das über Jahrhunderte von Pilgern zwischen Italien und Frankreich genutzt wurde.

Dieser architektonisch überragende Komplex inspirierte Umberto Eco zu seinem Roman „Der Name der Rose“.

Die heilige Ley-Linie des Erzengels Michael

Wir haben auch über die heilige Linie gesprochen, die die wichtigsten Plätze der Anbetung, die dem Erzengel Michael gewidmet sind, miteinander verbindet. Die ist bekannt als die „heilige Linie des Erzengels Michael“:

  • Skellig Michael in Irland
  • St Michael’s Mount in Cornwall, England
  • Mont Saint Michel in der Normandie, Frankreich
  • die Sacra di San Michele in Val di Susa,
  • San Michele, Monte Sant’Angelo, Apulien
  • Kloster San Michele auf der Insel Simi, Griechenland
  • Kloster von Monte Carmelo in Israel

Drei dieser wichtigen Orte befinden sich nicht nur auf derselben imaginären Linie, die sind auch gleichweit voneinander entfernt: Es handelt sich dabei um Mont Saint Michel in Frankreich, die Sacra di San Michele in Val di Susa and das Heiligtum Monte Sant Angelo on the Gargano.

„Ley-Linien“ sind gerade Linien, die Plätze auf der Erde verbinden, die schon immer als besonders erachtet wurden, möglicherweise energetische Knotenpunkte, deren Bedeutung nicht ergründet werden kann. Die Ley-Linie des Erzengels Michael oder Ley-Linie des Drachen ergibt eine perfekte Linie mit der untergehenden Sonne am Tag der Sommersonnenwende.

Daher ist es kein Geheimnis, dass der Kult um den Erzengel Michael schon immer aus vielen Perspektiven studiert wurde, auch solchen, die über Religion und den spirituellen Wert von Orten der Hingabe hinausgehen.

Gebete zum Erzengel Michael

Wir haben schon erwähnt, dass der Kult um den Erzengel Michael oft mit dem der Jungfrau Maria einhergeht. Beide sind Sinnbilder des Kampfes gegen das Böse, beide sind Wächter und Beschützer der Menschheit, beide bekämpfen den Teufel, zertreten ihn mit den Füßen und schicken ihn in die Hölle.

Gebete, die an den Erzengel Michael gerichtet werden, sind vor allem Bitten um Schutz und Hilfe.

Der Prinz der himmlischen Miliz verlässt sich darauf in alltäglichen Nöten, aber auch in Hinblick auf den Tag des Jüngsten Gerichts. Er wird als Führer, als Beschützer und als Schutz und Unterstützung gegen das Böse angerufen. Viel mehr als in Gebeten zu anderen Heiligen, sind die Anrufungen des Erzengels Michael eine echte Waffe des Glaubens, die jeden Tag herausgefordert wird. Und wie könnte es anders sein, wenn man die Ikonografie betrachtet, in der dieser schöne und unerbittliche Erzengel dargestellt wird. So werden seit der Entstehung dieses Kults Anrufungen, Weihen und Engelskronen dem Erzengel Michael gewidmet.

Ein Gebet verdient besondere Aufmerksamkeit. Es wurde im Oktober 1884 von Papst Leo XIII. geschrieben, nachdem dieser eine beängstigende Vision hatte, in der der Teufel drohte, die Kirche zu zerstören und Michael sie verteidigte. Leo XIII. entschied, dass dieses Gebet zum Ende einer jeden Messe gebetet werden müsse und fügte es dem machtvollsten Exorzismus hinzu, dem Exorcismus in Satanam et Angelos Apostaticos. In diesem Exorzismus ist eine Prophezeiung versteckt, die uns direkt betrifft. Das ist überraschend, da diese Prophezeiung aus dem 19.

Jahrhundert stammt und über Ereignisse spricht, die in naher Zukunft stattfinden sollen. Nach dieser Prophezeiung sollen Luzifer und seine Anhänger das Papsttum unter ihre Kontrolle bringen, doch es wird ihnen nicht gelingen, die Kirche zu zerstören. Ein Exorzismus kann nur von einem autorisierten Priester durchgeführt werden, doch das von Papst Leo XIII. geschriebene Gebet kann von allen Gläubigen gebetet werden, auch wenn es im Fall einer offenkundigen Besessenheit nicht so wirksam ist, wie ein Exorzismus, so kann es einer Besessenheit vorbeugen und diejenigen schützen, die vom Bösen ins Visier genommen wurden.

Wir beschreiben nur die verkürzte Version, die vom Römischen Ritual dargestellt und 1902 veröffentlicht wurde:

Glorreicher Fürst der himmlischen Heerscharen, Hl. Erzengel Michael,

beschütze uns im Kampf gegen die höllischen Fürstentümer und Mächte, gegen die Herrscher dieser Welt der Finsternis, gegen die Geister des Bösen in den Lüften.

Komm den Menschen zu Hilfe, die Gott nach Seinem Ebenbild erschaffen und zu einem solch hohen Preis aus der Tyrannei Satans erkauft hat!

Dich verehrt ja die heilige Kirche als ihren Schutzherrn; dir hat der Herr die erlösten Seelen anvertraut, um sie in die himmlische Glückseligkeit zu geleiten. Flehe den Gott des Friedens an, er möge Satan unter seinen Füßen zertreten, damit dieser die Menschen nicht länger in seinen Ketten gefangen halten und der Kirche schaden kann.

Bringe unser Gebet vor das Antlitz des Allerhöchsten, damit uns schnell die Barmherzigkeit des Herrn zuteilwerde. Ergreife du selbst den Drachen, die alte Schlange, die kein anderer ist, als der Teufel, der Satan, und stürze ihn in Ketten gefesselt in die Hölle, damit er nicht weiter das Menschengeschlecht verführen kann.

Seit der Prophezeiung und dem Exorzismus durch Leo XIII. ist es nun klarer als je zuvor, was die Dinge, die um uns herum passieren, bedeuten. Die andauernden Kriege, das Leiden, die Verdrehung der Wahrheit, die so alltäglich und konstant geworden ist, dass sie uns normal vorkommt – all das verlangt das Einschreiten einer gutartigen Macht, die mit den passenden Waffen ausgestatten ist, um das Böse zu bekämpfen. Der Erzengel Michael ist ein Symbol für eine geistige Stärke, dich nicht nachlässt, für Courage, Loyalität, Reinheit und die Fähigkeit, Seelen zu leiten und zu retten, die dem rechten Pfad folgen wollen.

Ein anderes Gebet, dass dem Erzengel Michael gewidmet ist und es wert ist, erwähnt zu werden, ist die Engelskrone, verfasst von Antonia de Astonac, einer portugiesischen Karmeliternonne, im Jahre 1751. Gewürdigt von Papst Pius IX, ist es eine Art Rosenkranz-Gebet, dass sich vor allem an die Erzengel und die Engelchöre wendet. Es besteht aus einer Anrufung Gottes (Gloria), einer Anrufung (bestehend aus einem Vaterunser und drei Ave Marias) für jeden der neun Engelschöre und vier Vaterunser, drei für jeden der Erzengel und einen für den Schutzengel.     

Darstellungen des Erzengels Michael in Kunst und kollektiver Vorstellung

Im Allgemeinen sind die hervorstechenden Eigenschaften in der Darstellung des Erzengels Michael ein Harnisch, ein Schwert oder Speer und eine kriegerische Haltung. Da der Kult um den Erzengel Michael auf dem Osten, oder auf jeden Fall aus der byzantinischen Region kommt, wird er oft mit eleganten Roben, wie byzantinische Würdenträger, dargestellt. Man sieht dies vor allem in den Zeichnungen des Erzengels, aber auch beispielsweise in den Arbeiten von Simone Martini.

In diesem Zusammenhang wird der Erzengel oft mit einem purpur farbigen Umhang oder einer kaiserlichen Loris dargestellt. In der einen Hand trägt er das Labar, ein Banner, das die trisághion trägt, eine antike Hymne mit dem Text: „Heiliger Gott, Heilige Stärke, Heiliger Unsterblicher, habe Gnade mit uns.“ Wenn man die Anbetung Michaels durch die Byzantiner in Betracht zieht, ist es auch wichtig zu erwähnen, dass der Eroberer Konstantin I. das Michaelion, ein gigantisches Heiligtum, in seinem Namen in Konstantinopel bauen ließ.

Im Westen dagegen wurde die erste Basilika, die Michael gewidmet wurde, vermutlich im fünften Jahrhundert erbaut. Anders als in der byzantinischen Ikonographie, wir der Erzengel Michael in der westlichen Tradition eher während der Apokalypse dargestellt. Ein himmlischer Krieger, ein Prinz in Rüstung, mit ausgebreiteten Flügeln, der die himmlischen Heerscharen gegen das Böse führt. Der Erzengel wird meist zu Fuß gezeigt, in Form eines jungen, bartlosen Mannes mit Schwert oder Speer in der einen Hand und einem Schild mit Kreuz in der anderen. Er trägt eine fließende Tunika, manchmal einen Umhang, doch stets den Harnisch.

Auf der anderen Seite verdanken wir der islamischen Tradition eine bestimmte Darstellung des Erzengels, nämlich jene, in der er eine Waage hält, um die Seelen zu wiegen und über die zu richten.

Diese Tradition hat ihren Ursprung im zwar Paganismus, genauer in den ägyptischen Mythen um Osiris, und in der persischen Mythologie, wird aber von vielen Künstlern dargestellt. Besonders im romanisch-gotischen Kontext verbreitete sich diese Vorstellung von Ost nach West. In dieser Interpretation erscheint Erzengel Michael als Beschützer der Toten, als Seelenbegleiter oder Führer, so wie Hermes oder Charon in der griechischen Mythologie, und als derjenige, der die Seelen wiegt.

Die Art wie Michael in Bildern und Statuen dargestellt wird, verdanken wie in großem Maße der Darstellung von Göttern und Helden in der heidnischen Mythologie. Dort erscheint eine heldenhafte Figur am Ende der Zeit und bekämpft das Böse, das oft als Monster abgebildet wird. Denken Sie an den babylonischen Gott Marduk, an Mithras oder Hermes – sie alle werden als Vermittler zwischen himmlischen Mächten und Menschen gezeigt, als Träger von Licht und Erlösung. All das finden wir auch in Verbindung mit dem Erzengel Michael.

Die Statuen, die dem Erzengel gewidmet sind, sind zahllos und zeigen den bewaffneten Krieger, der mit einem Schwert den Teufel oder einen Drachen bekämpft. Genauso gibt es auch die eher orientalische Darstellung von Michael, der mit einer Waage die Seelen der Menschen wiegt.

Zusätzlich zu den byzantinischen und romanischen Flachreliefs, von denen es viele auf der ganzen Welt gibt, können wir besonders die Statue des Erzengels Michael in der Basilika in Monte Sant’Angelo betrachten oder aber die vielen Statuen vom siegreichen Michael auf dem Dach von Castel Sant ‚Angelo in Rom, die erste hölzerne seit dem elften Jahrhundert. Schließlich noch der San Michele von Raffaello  in Motalcino, geformt aus Marmor und Metall mit wunderschönen gemalten Flügeln, die leider verloren gingen, und eine Bronzestatue von Peter Anton van Verschaffelt, die 1752 errichtet wurde und noch heute über die ganze Stadt blickt.